Die EMI ist (so gut wie) Geschichte: Schwerer Schlag oder nur das, was zu erwarten war? Und wenn tatsächlich eher der schwere Schlag – für wen denn dann? Für die EMI selbst? Für die Künstler? Oder für uns – die Musikhörer? Der Eiertanz geht schon eine ziemliche Weile, letzten Endes ist dem kleinsten der "Big Four" nun doch die Luft ausgegangen. Die CitiGroup wollte den Laden ja schon länger verhökern, jetzt ist Fahrt in die Veranstaltung gekommen und es scheint, als stehen die Käufer nun fest. Die anderen drei Big Player Sony, Universal und Warner waren mit einigen anderen Interessenten ins Tauziehen um die EMI eingestiegen und aktuell scheint es so, als gäbe es dabei zwei Gewinner: Universal und Sony.
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Wieso zwei Gewinner? Während sich Universal voraussichtlich die Tonträger-Sparte unter den Nagel reißt, stürzt sich Konkurrent Sony auf das schier unermessliche Rechte-Vermögen des Unternehmens: Die Rechte für 1.3 Millionen Alben sind schon mal eine Geschichte, die sich in jedem Portfolio eines Musik-Konzerns gut macht. Während Universal 1.9 Milliarden Dollar hinblättert, muss Sony für die Rechte mit 2.2 Milliarden sogar noch etwas tiefer in die Tasche greifen.
Als Depeche Mode- und Beatles-Fan (und noch unzählige andere EMI-Künstler) weiß ich gerade nicht so recht, was ich von der Geschichte halten soll. Ich habe hier ja schon oft und gerne gegen "die Musikindustrie" gewettert und kann auch nach wie vor so viele Dinge nicht verstehen, die dort passieren – aber andererseits ist da auch Wehmut. Beatles, Rolling Stones, Robbie Williams, Depeche Mode, Radiohead, Coldplay und so viele mehr haben oder hatten dort ihr musikalisches Zuhause und ich kann nicht absehen, ob die Zerschlagung eines der größten Musik-Unternehmen des Planeten was Tolles ist – oder ob es stattdessen viel übler ist, dass sich die nun nur noch drei Konzerne die Musikwelt untereinander aufteilen.
Helft mir auf die Sprünge und teilt mir mit, wie ihr die Geschichte einschätzt. EMI war mir seinerzeit sehr sympathisch, weil dort viele Independent-Labels ihre Heimat gefunden haben, aber grundsätzlich halte ich es eher für wünschenswert, dass es diese Medien-Ungetüme nicht ewig gibt. Von daher ist es vielleicht ein wichtiges Zeichen, dass der kleinste der vier Großen jetzt den Arsch endgültig zusammenkneift – und sich auch die anderen nicht zu sicher sein sollten…
Quelle: Financial Times Deutschland und Handelsblatt
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